Wissenschaft

Medizin als Daseinsfürsorge, nicht als Handelsware

Das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin (EbM) hat jetzt in einer Stellungnahme die Behauptung, dass Deutschland ein Land ist, in dem das Gesundheitswesen exzellent aufgestellt ist, zurückgewiesen. Im Gegenteil, das EbM warnt sogar vor einer „erlösgesteuerten Gefährdung des Patientenwohls“, wenn sich die Versorgung der Patienten nur an einer Gewinnmaximierung der Universitätskliniken und der großen städtischen Krankenhäuser orientiert. Die Patienten sollten statt maximal versorgt lieber optimal versorgt werden, mit dem Ziel, dass Patienten nicht jede Behandlung bekommen, sondern die für jeden Einzelnen Bestmögliche, die sich aber in erster Linie nicht an wirtschaftlichen Kriterien orientiert, vielmehr an rein medizinischen. Kritisiert wird hierbei in erster Linie, dass Operationen wie Herzkatheter, Ersatz von Gelenken und auch der Wirbelsäule viel zu häufig stattfänden, obwohl es den Menschen nachher nicht besser gehen würde. Aber auch bei anderen Gesundheitsparametern liegt Deutschland im Ranking der Industrieländer nur im hinteren Mittelfeld, so die Analyse. Obwohl die Deutschen mit 11,2 Prozent den höchsten Anteil des Bruttoinlandsprodukts in der EU für Gesundheit ausgeben, liegt die Lebenserwartung der Menschen hierzulande weit hinter anderen Ländern wie der Schweiz oder Spanien zurück. Bei den Männern um vier Jahre, bei den Frauen um drei Jahre. Damit befindet sich Deutschland nur auf Platz 18 EU-weit. Aber es kommt noch besser. Abhängig von der sozialen Schicht ist die Differenz der Lebenserwartung besonders krass. Einkommens- und bildungsstarke Schichten eines Jahrgangs werden im Schnitt acht bis 13 Jahre älter. Es gibt also nicht nur eine Bildungsungerechtigkeit, sondern auch eine gesundheitliche Chancenungleichheit, so das EbM. Mangelversorgung gibt es zum Beispiel auch in der Behandlung chronisch Kranker wie den Diabetikern und in der Wundversorgung durch Über- und Fehlversorgung bei gleichzeitiger Verschwendung von Personal und Finanzen. Aber auch der Erhalt der Selbstständigkeit bei älteren Menschen und die Kindersterblichkeit hinken weit hinter anderen Industrieländern zurück. Deshalb schlägt das EbM als Fazit eine radikale Neuorientierung des deutschen Gesundheitswesens vor, um exzellente Voraussetzungen für spitzenmedizinische Behandlungen zu bieten.

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