Wissenschaft

Warum zeigen ältere Menschen schlechtere Immunreaktionen auf das Coronavirus?

Amerikanische Wissenschaftler um Professor Janko Nikolich-Zugich von der University of Arizona in Tucson und andere Experten auf dem Gebiet der Virologie versuchen im Moment zu verstehen, warum vor allem ältere Menschen an der Lungenerkrankung Covid-19 versterben. Demnach gibt es nicht nur eine bestimmte Reaktion des Körpers auf das Coronavirus SARS-CoV-2, sondern eine Reihe von spezifischen Vorgängen im Körper. Eine Abschwächung der Immunantwort gerade bei Älteren wird Immunseneszenz genannt, die als „Abenddämmerung der Abwehrkräfte“ im Alter beschrieben wird. Dabei reagieren verschiedene Teile des Immunsystems mit teils überschießenden Reaktionen vor unerwünschten pathogenen Keimen wie den Coronaviren. Es gibt eine angeborene unspezifische Inmmunantwort und eine adaptive spezifische Immunabwehr. Beide versuchen den Eindrigling unschädlich zu machen. Erstere Abwehr reagiert innerhalb kürzester Zeit mit Granulozyten, Makrophagen und natürlichen Killerzellen, aber unspezifisch. Das präzisere und nicht so schnell einsetzende adaptive Immunsystem besteht aus T-Lymphozyten und B-Lymphozyten. Die T-Lymphozyten erkennen und bekämpfen fremde Antigene. Sie werden im Knochenmark gebildet und reifen im Thymus aus. Allerdings entstehen sogenannte naive T-Zellen, die noch keinen Kontakt zum Eindringling hatten. Diese Zahl der naiven T-Zellen nimmt allerdings rapide mit zunehmendem Alter ab, ganz im Gegensatz zu den T-Gedächtniszellen, die zahlenmäßig konstant bleiben und nach einer erneuten Konfrontation mit einem Keim eine schnelle Reaktion ermöglichen. Allerdings ist auch die Kommunikation beider Zellen mit zunehmendem Alter gestört, sodass in der Folge der Angriff der T-Zellen nicht mehr richtig funktioniert, so eine mögliche Erklärung der Wissenschaftler im Online-Nachrichtenportal „Stat“. Die B-Lymphozyten, die nach einem Kontakt mit dem Antigen, Beispiel Coronavirus, zu Plasmazellen werden, produzieren zwar Antikörper, wobei auch diese Produktion im Alter nachlässt. Aber auch zwischen der unspezifischen und der spezifischen Abwehrreihe gibt es Unstimmigkeiten, wobei als Antwort vermehrt proinflammatorische Zytokine freigesetzt werden, die zu einer Verschlechterung des Zustands der Cornavirus-Kranken führen und dann unter Umständen zum Tod, weil die altersabhängige Überproduktion solcher Botenstoffe, die Entzündungen hervorrufen, außer Kontolle geraten kann. Diese Überproduktion der Zytokine ist allerdings noch in den Anfängen der Forschung und muss erst genauer analysiert werden. Klar ist aber momentan schon, dass die Überproduktion und deren Ausmaß auch vom Alter und Geschlecht der Patienten abhängt. Ältere und männliche Patienten zeigen beispielsweise eine stärkere Reaktion ihrer angeborenen Immunabwehr, aber auch eine höhere Aktivität proinflammatorischer Prozesse als Frauen und jüngere Menschen. Dies erklärt den Zusammenhang und die Tatsache, dass vor allem Männer mit 62 Prozent zu den Todesopfern in der Covid-19-Pandemie gehören. Auch sind laut RKI 86 Prozent ältere Personen, die über 70 Jahre alt waren, an der Lungenerkrankung verstorben, während nur 16 Prozent jünger als 70 Jahre alt waren.

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