Wissenschaft

Insekten bei chronischen Wunden: Nur ekelig oder auch wundheilungsfördernd?

Heilen Wunden nicht schnell genug, kommt unter Umständen eine Antibiotika-Therapie ins Spiel. Immer mehr Menschen mit schlecht heilenden Wunden riskieren aber Antibiotika-Resistenzen und müssen deshalb auf alternative Behandlungsmethoden ausweichen.

Eine Therapieform bei einer erschwerten Wundheilung ist die Larventherapie, die im ersten Moment ekelig klingt, doch aber effektvoll ist. Im Klinikum in Dresden wird die seit dem 14. Jahrhundert populäre Methode seit geraumer Zeit zunehmend mehr praktiziert, auch wegen möglicher Resistenzbildungen.

Die Larven- oder Maden-Therapie gehört in den Bereich der Biochirurgie: Mit sogenannten Biobags, in denen sich die kleinen Lebewesen befinden, werden die chronischen Wunden, vor allem von Diabetikern behandelt. Sie werden auf die Wunde aufgelegt und ernähren sich von totem oder abgestorbenem Gewebe. Die Fliegenlarven, meist von Grünfliegen, bauen abgestorbenes Gewebe mit Hilfe eines Enzym-Verdauungssaftes ab, sodass totes Gewebe verflüssigt wird. Diese Flüssigkeit dient den Larven oder Maden als Nahrung. Sie wachsen von zwei Millimetern auf etwa einen Zentimeter heran und nehmen das Hundertfache ihres Gewichtes zu. Danach werden sie durch eine neue Laborzucht für medizinische Zwecke ausgetauscht. Amputationen werden auf diese Weise vermieden, weil die Insekten 80 bis 90 Prozent des Gewebes und der Bakterien vernichten.

Eine solche Behandlung ersetzt die Gabe von Antibiotika, weil Larven die Wunde säubern. Die Wirkung ist desinfizierend, antibakteriell und pH-Wert-erhöhend, weil Ammoniak ausgeschüttet wird. Außerdem taugen die Larven auch bei multiresistenter Keimbesiedlung. Sie erhöhen gleichzeitig die Kapillarzirkulation in kleinsten Blut- und Lymphbahnen. Daher wirken sie gefäßdurchblutend und mikrozirkulierend.

Die Larventherapie hat seit den 80er Jahren die Penicillin-Gabe immer mehr verdrängt (Resistenzen). In Deutschland, Schweden, der Schweiz, in den USA und in Thailand ist die Larven-Produktion in teuren Produktionsstätten populär.

Im Anschluss an die Reinigung der Wunde erfolgt die beschleunigte Wundheilung mit Hilfe eines Hauttransplantates aus dem Oberschenkel der Betroffenen. Das Hauttransplantat ist nur etwa 0,2 bis 0,3 Millimeter dick und wird unter örtlicher Betäubung entnommen. Anschließend wachsen die ehemals chronische Wunde und das neu geschaffene Areal, das ähnlich wie eine Schürfwunde aussieht, im optimalen Fall in zwei Wochen narbenfrei zu.

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