Wissenschaft

Experten befürchten massive Abwanderungen in Pflegeberufen

Zwei Fachverbände, die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und die Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste (DFG) fordern die Politik auf, weitreichende Maßnahmen in Angriff zu nehmen, damit ein Ausstieg von Fachpflegekräften in der Intensivmedizin nicht zum Zusammenbrechen des Systems führt.
Gerade Fachpflegekräfte in der Intensivmedizin sind zurzeit sehr gefordert und zermürbt von der Bürokratie. Die Fachverbände fordern aus diesem Grund eine entsprechende Entlohnung je nach Qualifikation, genügend Personal mit „verbindlichem Personalbemessungsinstrument“ sowie psychosoziale Unterstützung in der vor allem von der Pandemie bedingten Extremsituation.
Mediziner und Pflegekräfte müssten an einem Strang ziehen und eine sinnvolle Arbeitsteilung mit Kompetenzübertragung auf zu Pflegende schaffen, auch wenn Ärzte oft Widerstand dagegen ausüben.
Gernot Marx als DIVI-Präsident und andere Experten wie der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, warnen vor derartige Szenarien in der Intensivpflege, aber auch in der Alten- und Krankenpflege, wenn sich nicht schnellstens etwas Entscheidendes ändert.
Westerfellhaus hat nämlich auch Angst vor einer Massenabwanderung von Pflegekräften in der Alten- und Krankenpflege, weil viele am Rande der Erschöpfung sind, ein Gefühl der Ohnmacht haben und zermürbt vom Berufsalltag sind. Außerdem haben viele Pflegekräfte das Vertrauen in die Politik verloren und suchen nach geeigneten Ausstiegsmöglichkeiten aus dem Beruf.
Der Pflegebevollmächtigte fordert wegen des drohenden Personalmangels einen Personalschlüssel, der sich am tatsächlichen Pflegebedarf orientiert sowie planbare Arbeitszeiten, aber auch eine Berücksichtigung der tatsächlichen Leistungsfähigkeit von Pflegekräften mit der Vermeidung von Hetze.
Außerdem weist Westerfellhaus darauf hin, dass die Bezahlung besser werden müsse, denn ein hohes Einstiegsgehalt im Pflegeberuf macht den Berufsstand attraktiver. Der Deutsche Pflegerat in Form seines Chefs, Franz Wagner, fordert beispielsweise Einstiegsgehälter von 4.000 Euro für eine Pflegefachkraft. Westerfellhaus nennt keine Zahlen, ist aber auch für deutliche Lohnerhöhungen. Außerdem sollten bestimmten Berufsgruppen mehr Kompetenzen und Eigenverantwortung zugesprochen bekommen, denn oft werden gut ausgebildete examinierte Pflegekräfte nur als Assistenten von Ärzten abgestempelt, obwohl der Grad der Ausbildung viel mehr zulässt.
Examinierte Pflegefachkräfte könnten Ärzte entlasten, indem sie beispielsweise die Wundversorgung übernehmen, Infusionen legen oder auch die Beatmungsentwöhnung von Patienten mit maschineller Atemunterstützung koordinieren.

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