Wissenschaft

Zehn Expertenstandards, um die richtige Pflegeeinrichtung ausfindig zu machen

Das Deutsche Netzwerk zur Qualitätsentwicklung in der Pflege, kurz DNQP, gibt seit dem Jahr 1999 vor, welche Maßnahmen, Kriterien und Standards bei Pflegehandlungen in der ambulanten und stationären Pflege die Richtigen sind. Durch diese Expertenstandards einer etwa zehnköpfigen Gruppe von Fachleuten, die diese international einheitlich ausloten, sind Sicherheit und Qualität in der Pflege gewährleistet. Die Pflegekonzepte einer jeden Pflegekraft sind danach verpflichtend. Neben angemessenen pflegerischen Interventionen ist aber auch das individuelle Bedürfnis des zu Pflegenden zu berücksichtigen. Zu den ausgearbeiteten Expertenstandards, die aber spätestens nach fünf Jahren zu aktualisieren und zu überarbeiten sind, gehören folgende zehn Punkte:

  1. Dekubitusprophylaxe: Druckgeschwüre durch Wundliegen gilt es danach zu verhindern. Die Einrichtung muss durch Anamnese und Assessment dafür sorgen, dass die richtigen Maßnahmen getroffen werden. Dazu gehört auch die Mobilisierung des Patienten; bei Bettlägerigen das regelmäßige Umpositionieren und eventuell druckentlastende sowie druckverteilende Hilfsmittel. Sichtbare Hautveränderungen sind bereits Zeichen eines Pflegefehlers.
  2. Schmerzmanagement in der Pflege bei akuten Schmerzen: Akute Schmerzen müssen reduziert beziehungsweise beseitigt werden, um chronische Schmerzen zu verhindern. Bei manchen Patienten ist die Einschätzung schwer. Aus diesem Grund gibt es spezielle Skalen, die dann zum Einsatz kommen, oder Fachpflegekräfte, die auf diesem Gebiet eine besondere Weiterbildungsmaßnahme mit entsprechender Zertifizierung haben.
  3. Schmerzmanagement in der Pflege bei chronischen Schmerzen: Punkt 2 und 3 sind so ähnlich, dass es demnächst nur noch einen Expertenstandard zu Schmerzen allgemein gibt. Auch hier gilt:  Ein ausgeklügeltes Schmerzmanagement mit Selbstmanagementkompetenzen oder aber therapeutischen Beziehungen im Team, damit Lebensqualität, Funktionsfähigkeit und soziale Teilhabe der von Schmerzen Betroffenen erhalten bleiben.
  4. Sturzprophylaxe in der Pflege: Wichtig ist, dass das Sturzrisiko mit prophylaktischen Maßnahmen vermieden werden kann, damit Patienten psychisch und physisch stabil bleiben.
  5. Pflege von Menschen mit chronischen Wunden: Hierbei bedarf es einer Fachexpertise, um schlecht heilende Wunden zu erkennen, denn diese können schnell chronisch werden. Wundheilungsstörungen gehören somit in die Hände einer kompetenten Pflegekraft.
  6. Erhaltung und Förderung der Mobilität in der Pflege: Alle Pflegebedürftigen sollten möglichst mobil bleiben. Dazu bedarf es der Unterstützung von Pflegekräften in Form von Informationen, Beratung und Maßnahmen-Umsetzung.
  7. Entlassmanagement in der Pflege: Heimbewohner und Patienten, die aus dem Krankenhaus entlassen werden, benötigen anschließend Pflege und Unterstützung durch Pflegekräfte, die kontinuierlich, bedarfsgerecht und individuell die poststationäre Versorgung in qualitativ hochwertiger Form übernehmen, ohne dass der Patient Rückschläge erleidet.
  8. Förderung der Harnkontinenz in der Pflege: Besonders gefährdete Bewohner von Heimen und andere Patienten in ambulanter Pflege sollen vor Harn-Inkontinenz  bewahrt werden.
  9. Ernährungsmanagement zur Sicherung und Förderung der oralen Ernährung in der Pflege: Pflegekräfte sind hier angehalten, Mangelernährung durch Screenings bei Neuaufnahme in Pflegeeinrichtungen zu erkennen und wirksame Gegenmaßnahmen einzuleiten. Dazu gehört auch eine Anamnese des Patienten und kontinuierliche Monitorings, die zum Beispiel in der stationären Langzeitpflege mit einem bestimmten Instrument (PEMU) Mangelernährung pflegerisch erfassen und die Ursachen dafür herausfinden. Im Rahmen des Ernährungsmanagements wird auch eine lückenlose Dokumentation erwartet sowie ein Austausch von Experten untereinander. Pflegekräfte sollen sich während den Mahlzeiten nur den Pflegebedürftigen widmen und andere Tätigkeiten zurückstellen. Präventiv gehören auch Zwischenmahlzeiten, Trinknahrung sowie Selbstbedienungsbuffets zu den Pflegeangeboten zur oralen Ernährung von mangelernährten älteren Menschen. Des Weiteren ist nicht nur die enterale Ernährungsform Teil der künstlichen Ernährung, sondern auch die parenterale Ernährung, wenn sie nach Ansicht von verschiedenen Ernährungsfachkräften und Ärzten Sinn macht.
  10. Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz: Hierbei geben Experten keine klare Richtung vor, denn wichtig ist, dass ein personzentrierter Ansatz der Pflegekraft, die die Situation einschätzen muss, individuelle Maßnahmen im Fokus hat. Dazu gehören wichtige Aspekte und Rituale, die der Pflegebedürftige mit Demenz am meisten mag, wie beispielsweise gewisse Einschlafrituale oder Gartenarbeit. Die soziale Beziehung zwischen beiden, dem zu Pflegenden und der Pflegekraft, hat oberste Priorität. Dabei müssen die funktionalen und routinierten Abläufe in den Hintergrund rücken, damit eine emotionale Verbindung aufgebaut werden kann. Pflegeeinrichtungen sind daher angehalten, individuelle Praxiskonzepte zu entwickeln.
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