Wissenschaft

Wundversorgung: Biomaterialien und smarte Technologien im Unterschied

Der Wundheilungsprozess von chronischen Wunden ist immer noch mit vielen Hürden und Problemen besetzt, die es zu überwinden gilt. Oberste Priorität hat erst einmal das Débridement der Wunde, die sogennante Wundtoilette, die mechanisch, enzymatisch, hydrolytisch oder auf mehreren anderen Wegen erfolgen kann. Biomaterialien zur Wundversorgung spielen aber eine zunehmend größere Rolle. So stehen vielerlei Tiere für die Versorgung chronischer Wunden zur Verfügung, die alle unterschiedliche Aufgabenbereiche erfüllen können, wie etwa steril gezüchtete Fliegenlarven. Ihr Speichelsekret löst nekrotische (abgestorbenes Gewebe) und fibrinöse (gelber Belag, der durch Fibrin verklebt) Beläge von Wunden, sodass das Reinigen der Wunden mit Hilfe von Fliegenlarven im Vordergrund steht. Ihr Speichel hat außerdem eine antimikrobielle Wirkung, sodass Bakterien ebenfalls keine Chance zur Besiedlung der Wunde haben. Fischhaut und Pansen von Schafmägen haben ebenfalls als Biomaterial eine große Bedeutung. Die zellfreien Gewebematricen enthalten bioaktive Substanzen, die beispielsweise die Zellproliferation, den natürlichen Antrieb von Körperzellen zur Erneuerung, anstoßen; in Komination mit der Vakuumtherapie ein probates Mittel. Der Wundgrund muss allerdings für diese Methode sauber sein. Die amerikanische Arzneimittelbehörde hat beide Materialien als innovative Therapie zugelassen, sie gehören allerdings nicht in die Standardtherapie. Spinnenseide ist ein alt bewährtes traditionelles Biomaterial, das in der Medizinischen Hochschule Hannover Verwendung findet. Spinnnenseide der Radnetzspinne hat einen Vorteil, denn es begünstigt die Gefäßneubildung des erwachsenen Organismus. Dieser Prozess wird Neovaskularisation genannt. Kapillaren in der neugebildeten Haut der Wunde wachsen in die Protein-Tissues ein, sodass chronische Wunden schneller verheilen können. Die Fäden der Seide zersetzen sich dann rückstandslos. Der rasche Wundverschluss ohne Narbenbildung führt zur vollständigen Wiederherstellung des zerstörten Hautgewebes. Schwanzlurche, auch Axolotl genannt, besitzen die Fähigkeit narbenfreie Heilungsprozesse durchzuführen. Es ist allerdings noch nicht klar, welche molekularen Mechanismen die kleinen Lurche zur Regeneration, auch selbst verlorengegangener Gliedmaßen, benutzen. Außerdem besitzen die Hannoveraner Mediziner eine Hautbank. Dort ist vitale und in Stickstoff eingefrorene Haut und Gewebe gelagert. Seit Januar dieses Jahres dürfen sogenannte allogene Transplantationen erfolgen, die vom zuständigen Gewerbeaufsichtsamt genehmigt wurden. Die allogene Transplantation beschreibt dabei die Übertragung von Zellen und Gewebe auf genetisch unterschiedliche Individuen. Aber auch abgeleitete Stammzellen aus Zellen von Fettgewebe (Adipozyten) beschreiben ähnliche Erfolge.
Ganz im Gegensatz zu diesen oben aufgezählten Biomaterialien, die zum Teil auch von der Hautklinik am Universitätsklinikum Erlangen um Privatdozentin Dr. Cornelia Erfurt-Berge und ihr Team verwendet werden, halten auch zunehmend smarte Technologien Einzug in die Wundversorgung. Diese intelligenten Verbände enthalten Sensoren, die kontinuierlich Messungen an der Wunde vornehmen, um beispielsweise den Laktatgehalt, die Temperatur oder den pH-Wert zu messen. Muss ein Verbandswechsel vorgenommen werden, meldet der Sensor dies dem Pflegepersonal. Der beobachtet sozusagen selbstständig den Heilungsprozess der chronischen Wunde oder schlecht heilenden Wunde und meldet, wenn ein Wechsel des Verbandes vonnöten ist. Damit wird Betroffenen ein zu häufiger Verbandswechsel erspart. Allerdings muss das Pflegepersonal auch relativ zeitnah auf die Meldung des Sensors reagieren, was oft gerade bei Pflegediensten mit eng getakteten Besuchszeiten ein Problem darstellt.

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