Wissenschaft

Prophylaxe bei Einnahme von Krebsmedikamenten kann Hautschäden zielgerichtet eindämmen

Krebstherapien (Onkologische Therapien) können als Nebenwirkung Hautschäden verursachen, die sich aber durch gezielte Prävention und Prophylaxe einigermaßen in den Griff bekommen lassen. Je nach Nebenwirkung, Schweregrad und Verlauf sind andere supportive Therapien möglich. Manchmal geht die Schädigung der Haut so weit, dass eine Reduktion der Dosis, eine Intervallverlängerung und sogar ein Therapieabbruch notwendig sind. Aber eine gezielte Hautpflege und Gegenmaßnahmen, die Apotheker einordnen und mit entsprechenden Produkten versorgen können, werden in den Qualitätsstandards für den onkologisch-pharmazeutischen Service der European Society of Oncology Pharmacy (ESOP) beschrieben. Tumortherapiebedingte Nebenwirkungen durch bestimmte Medikamente sind nicht selten. Das Hand-Fuß-Syndrom, Hautreaktionen durch EGFR-Inhibitoren und Hautschäden durch Strahlentherapie sind die wichtigsten drei Hautreaktionen in der Onkologie. Auch andere zusätzliche Arzneistoffe aus den Bereichen der Schmerzmittel, Antibiotika, Mittel gegen epileptische Anfälle (Antikonvulsiva) und Mittel gegen Gicht, wie der Wirkstoff Allopurinol, können in der Gesamtmedikation zu Hautschäden mitbeitragen.
Das Hand-Fuß-Syndrom, kurz HFS oder palmoplantare Erythrodysästhesie, ist einer der schlimmsten Nebenwirkungen in der Krebstherapie, welches in vier Schweregrade nach dem National Cancer Institute (NCI) Common Terminology Criteria for Adverse Events (CTCAE) eingeteilt wird. Von minimalen Hautveränderungen des Schweregrades 1 bis zu schweren Ulzerationen, mit Blasenbildung und Schwellung, sodass keine Alltagsaktivitäten mehr stattfinden können (Schweregrad 4) ist alles möglich. Auch Hauterkrankungen durch Fußpilz machen ähnliche Symptome. Zytostatika und Kinase-Inhibitoren, die eine Tumorwachstum bei einigen Krebsarten hemmen, sind die Auslöser des HFS, wobei die Kinase-Inhibitoren dosisabhängig sind. Je nach Kombination zweier Substanzen können sich die Nebenwirkungen verstärken, aber auch abschwächen. Komplikationen durch den Wirkstoff Capecitabin (zytostatisch wirkender Arzneistoff) können besonders schwerwiegend sein, da Fingerabdrücke auf Ausweispapieren nicht mehr möglich sind. Auch findet man Unterschiede der Erscheinungsformen des HFS, wenn man unterschiedliche Therapien einsetzt: Typ1 Chemotherapie und Typ 2 Multikinase-Inhibitoren. Das HFS lässt sich mit allgemeinen präventiven Maßnahmen wie kein heißes Wasser an die Haut lassen, schonende Reinigungsprodukte verwenden, Haut trockentupfen, nicht abrubbeln, uvm. weitgehend vermeiden. Dazu gehören auch das Handschuhtragen im Haushalt sowie das Tragen weiter, offener Schuhe. Barfußgehen und lange Joggingstrecken sollten ebenfalls gemieden werden. Supportive Therapien sind auch das Abtragen von Hornhaut an den Füßen durch Podologen, weil sich Kinase-Inhibitoren gerne in Verdickungen der Horhaut anreichern. Ekzeme, Hautpilzinfektionen und Fußfehlstellungen sind ebenfalls abzuklären. Zur Pflege werden harnstoffhaltige Lotionen und Cremes mit 5 bis 10 Prozent Urea pura empfohlen. Wenn die Haut eines HFS sehr geschädigt ist, empfiehlt sich eine Kortison-Therapie mit beispielsweise Methylprednisolon, Hydrocortison oder sogar Betamethason oder Hydrokolloidverbände.

Substanzen, die den epidermalen Wachstumsfaktorrezeptor binden und hemmen, sogenannte EGFR-Inhibitoren, sind Tyrokinase-Inhibitoren und monoklonale Antikörper, die ein akneiformes Exanthem, auch Rash oder papulopustulöses Exanthem genannt, nach sich ziehen können. Es können viele Patienten dadurch betroffen sein, bei denen das Grading des Exanthems nach CTCAE unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Von einem leichten Grad der Hautreaktion bis zu einem 4. lebensbedrohlichen Grad, auf den nur noch der Fünfte (Tod) folgt. Die Phasen des akneiformen Exanthems gehen von Pusteln in Krusten über und die Haut ist schließlich trocken und hochempfindlich, sodass in der Frühphase mit weniger stark rückfettenden Produkten und in der Spätphase, xerotische Phase, mit stark rückfettenden Basisprodukten gearbeitet werden muss. Außerdem treten zwischendurch Phasen von Paronychien (Nagel- und Nagelbettveränderungen) auf. Alle Veränderungen der Haut bilden sich nach Absetzen der Wirkstoffe ohne Narbenbildung zurück. Bleibt die Hautreaktion aus, so kann dies mit einem unzureichenden Blutspiegel infolge Gabe anderer Medikamente zusammenhängen. Auch hier ist die Basispflege entscheidend, zu der auch die Trockenrasur, lauwarmes Fönen der Haare und offenes Schuhwerk neben Maßnahmen zum UV-Schutz, Einremen mit Urea-Produkten zweimal täglich und eventueller Gabe eines Antibiotikums aus der Gruppe der Tetrazykline gehören. Zusätzliche Maßnahmen wie eine systemische Glucocorticoid-Gabe und eine systemische Antibiose hängen vom Schweregrad des Rashs ab.

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