Neue Systematik soll bei Pflegeheimsuche mehr Klarheit bringen
Die Bewertung von Pflegeheimen in Deutschland findet ab sofort auf der Grundlage eines anderen Systems statt. 13.000 Pflegeheime mit etwa 700.000 Pflegebedürftigen gibt es zur Zeit hierzulande, die alle dem bisherigen Pflege-TÜV unterlagen. Dieser war zwar übersichtlicher als die neue Systematik mit interner und externer Prüfung im regelmäßigen Turnus, aber auch undurchschaubar für Angehörige zu Pflegender, da der „alte“ Pflege-TÜV in der Regel nur Bestnoten, besser als 1,6 (durchschnittlich 1,3), vergab. Das heißt, dass alle Pflegeheime kaum Mängel hatten, obwohl Menschen, die in den Pflegeheimen betreut wurden, oft Opfer magelhafter Fürsorge und Betreuung wurden, etwa bei der Wundversorgung und der Prävention von Druckgeschwüren. Hier traten bislang bei jedem vierten beziehungsweise fünften Fall Probleme auf. Auch wurde in 25 Prozent der Fälle auf eine Gewichtskontrolle verzichtet, obwohl das Risiko eines Gewichtsverlustes vorhanden war. In einigen Einrichtungen traten sogar Missstände in diversen anderen Gebieten auf, wie beispielsweise bei freiheitsentziehenden Maßnahmen mit Gurten (Fixierung), die aber durch andere positive Maßnahmen nicht so sehr zum Tragen kamen. Um diese Qualitätsdefizite zu beheben, werden nun eine Vielzahl von Informationen gesammelt, die durch Qualitätsprüfungen externer Prüfer der gesetzlichen und der privaten Krankenkassen ermittelt und sichtbar gemacht werden. So wird es in Zukunft keine Noten mehr geben, sondern detaillierte Informationen aus Daten, die bei den Pflegekräften selbst erhoben werden und aus Daten, die Prüfer des MDK bei neun repräsentativ ausgesuchten Heimbewohnern ermitteln, wie etwa den Erhalt der Mobilität, die Selbstständigkeit der Bewohner, die Wundversorgungssituation, die Schmerzbekämpfung, und vieles mehr, was zu Qualitätsdefiziten in der Behandlung führen kann. Außerdem messen die Heime selbst in regelmäßigen Abständen die Qualität der Versorgun intern. Die Prüfer kommen zudem auch nicht unangemeldet und suchen das Fachgespräch mit den Pflegekräften, die dann Verbesserungsvorschläge erarbeiten. Alles, was schriftlich dokumentiert wurde, fließt künftig in die Bewertung mit ein. Diese detaillierten Informationen stehen Angehörigen und Heimbewohnern dann zur Verfügung, entweder in den Heimen vor Ort an einer Informationstafel oder aber über die Internetseiten der Krankenkassen. Die Ersatzkassen verfügen bei der Pflegeheimsuche über einen sogenannten Pflegelotsen und das AOK-System über den Pflege-Navigator. Gute Heime werden dann alle zwei Jahre neu geprüft, Heime, die schlechter abgeschnitten haben, nach 14 Monaten erneut. Aber bis Ende 2020 sieht das neue System den Erstprüfungsabschluss aller Einrichtungen vor.