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Empfehlungen zur Anwendung von Hämoglobin-Spray

97 Prozent der chronischen Wunden verfügen über einen sehr geringen Sauerstoffgehalt. Dabei spielt Sauerstoff bei der Wundheilung eine bedeutende Rolle. Eine britische Expertengruppe hat sich im Frühjahr 2015 mit der Anwendung von Hämoglobin-Spray bei chronischen Wunden auseinandergesetzt und Empfehlungen zum Einsatz im klinischen Alltag entwickelt.

Leiden chronische Wunden unter Hypoxie, also einer Unterversorgung mit Sauerstoff, heilen sie deutlich schlechter. Der Sauerstoff ist notwendig, um die notwendige Energie zur Heilung aufzubringen, um neues Gewebe zu bilden und um die Wunde gegen Infektionen zu schützen. Da es kaum möglich ist, den Sauerstoff aus der umgebenden Luft zu verwerten, muss er über die Blutgefäße zum verletzten Areal transportiert werden. Dieser Weg ist aber bei chronischen Wunden oftmals gestört. Insbesondere bei bereits vorhandenen Gefäßerkrankungen ist die Wundheilung deutlich erschwert. Um den Sauerstoff aus der Luft zu binden, kann ein speziell für diese Fälle entwickeltes Hämoglobin-Spray angewendet werden. Dieses enthält zehn Prozent des roten Blutfarbstoffes in isotonischer Kochsalzlösung und wird nach der Reinigung auf die Wunde aufgesprüht.

Laut Empfehlungen der Arbeitsgruppe um Peter Vowden, Oberarzt der Gefäßchirurgie am Bradford Royal Infirmary, sollte das Spray nicht bei infektiösen Wunden oder Wunden, die Anzeichen einer Infektion aufweisen, angewendet werden. Eine nicht-infektiöse Wunde sollte zunächst zwei bis vier Wochen nach den normalen Standards versorgt werden. Ist die Therapie nicht erfolgreich, kann die Anwendung des Hämoglobin-Sprays erfolgen. Bei Patienten, bei denen ein erhöhtes Risiko der verzögerten Wundheilung besteht, kann das Arzneimittel auch früher angewendet werden. Betont wird, dass das Spray weder als Ersatz für eine Revaskularisation noch für eine Therapie mit Arzneimitteln gesehen werden darf. Die Anwendung sollte im multidisziplinären Team besprochen und von einem erfahrenen Therapeuten überwacht werden. Ebenfalls essentiell ist die adäquate Wundversorgung, angepasst an Wunde und Erkrankung, nach dem Auftragen der Flüssigkeit.

Eine weitere Empfehlung ist, neben der engmaschigen Überwachung des Zustandes der Wunde, nach vier Wochen grundsätzlich über die Wirksamkeit der Therapie zu entscheiden. Fällt die Beurteilung positiv aus, soll die Therapie weitere vier Wochen fortgesetzt werden. Ist sie es nicht, soll die Therapie unterbrochen werden. Wann die Therapie als beendet angesehen wird, muss individuell vom Team entschieden werden, hierfür gibt es keine einheitliche Empfehlung. Ein weiterer wichtiger Punkt ist jedoch die Einbeziehung des Patienten – dieser sollte für die höchstmögliche Wirksamkeit umfassend informiert und geschult werden.

 

 

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