Studie: Dumpingpreise gefährden individuelle Versorgung von Dekubitus-Patienten

Ausschreibungen sind im Gesundheitswesen ein häufig eingesetztes Mittel, um Kosten zu senken. Auch die Versorgung mit Dekubitus-Hilfsmitteln wird in vielen Fällen auf diese Weise geregelt. Die Entwicklung ist umstritten, Kritiker sehen durch daraus resultierende Dumpingpreise die Versorgungsqualität und Patientensicherheit gefährdet. Die Ergebnisse einer aktuellen Studie stützen nun diese Bedenken.

Das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität Frankfurt am Main untersuchte die Versorgungsqualität mit Antidekubitus-Liegehilfen durch Leistungserbringer der AOK Hessen. Die Ergebnisse zeigen: In vielen Fällen verstieß die über Ausschreibungen geregelte Versorgung gegen Verbraucherschutzbestimmungen, Versorgungsrichtlinien und Vertragsinhalte. Allein die Bedarfsermittlung vor Ort durch  qualifiziertes Pflegepersonal sei in 75 Prozent der Fälle nicht durchgeführt worden. Wichtige Kriterien für die Auswahl geeigneter Hilfsmittel, wie der Gesundheitszustand des Patienten oder die pflegerische Situation, würden so nicht berücksichtigt.

Die Ausschreibungsgewinner versorgten Patienten zudem unabhängig vom Gesundheitszustand fast ausschließlich mit standardisierten Produkten aus dem untersten Preissegment. Erschwerend komme hinzu, dass in der häuslichen Pflege in 34 Prozent der Fälle keine Einweisung der Angehörigen in die richtige Anwendung der Hilfsmittel erfolgte. Wurden Einweisungen durchgeführt, wiesen sie häufig gravierende thematische Lücken auf. Dies verstößt eindeutig gegen die Medizinprodukte-Betreiberverordnung und damit gegen eine wichtige Patientenschutzbestimmung. Laut IWAK müsse sich der zukünftige Auswahlprozess stärker an wissenschaflichen Forschungsergebnissen orientieren, um Qualitätsverluste in der Versorgung zu vermeiden.